Impuls zu Karfreitag

Da hängt er nun. Am Kreuz. Eben noch bejubelt. Eben noch im Kreis seiner Jüngerinnen und Jünger. Und jetzt: Allein. Gequält. Voller Schmerzen. In sich versunken. Vielleicht um es überhaupt irgendwie aushalten, ertragen, durchleiden zu können. Maria und Johannes stehen bei ihm. Bekommt er es überhaupt mit? Helfen können sie ihm nicht. Helfen kann ihm keiner mehr. Er ist allein.

Paulus schreibt von ihm: „Gott war in Christus.“

In ihm war Gott. Und deshalb ist Gott auch in mir.

Gott ist in mir, wenn ich Trost brauche und scheinbar nichts mich trösten kann. Wenn ich nachts wach liege, weil ich jemandem Unrecht getan habe und mich dafür schäme. Wenn Angst mir den Atem nimmt und mich ausbremst, mein Leben zu leben. Wenn meine Einsamkeit bodenlos ist. Wenn ich nicht weiß, woher ich die Kraft nehmen soll, um weiterzumachen. Wenn ich denke: Ich halte das nicht mehr aus. Wenn ich das Gefühl habe: Niemand versteht wirklich, wie es mir geht.

Gott ist in mir, wenn nichts, was ein anderer Mensch mir sagt oder Gutes tut, mit weiterhilft.

Dann, gerade dann, ist Gott auch in mir. Sanft und leicht wie ein Flügelschlag, vielleicht eher als Ahnung denn als Gewissheit. Oder Gott ist in mir in meiner Klage. Als der Trost, der sich ganz langsam und behutsam in mir ausbreitet. Als meine Kraft, mit der ich doch einen kleinen nächsten Schritt gehe.

Gott ist in mir, denn: In Christus, der am Kreuz starb, war Gott.

Marion Sichert


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